Industriebegleitendes Studium: Optimaler Einstieg in die Arbeitswelt
Die Fachhochschule (FH) Kiel bietet für einige Bachelor- und Masterstudiengänge bestimmter Fachbereiche das Industriebegleitende Studium (IBS) als duales Studienmodell an. Dabei wechseln sich Theorie an der Hochschule und Praxis im Unternehmen ab, gehen theoretisches Wissen und betriebliche Praxis ineinander über. Angehende Ingenieurinnen und Ingenieure erwerben im Studium Fachwissen, das in der vorlesungsfreien Zeit im Unternehmen angewendet wird.
Der Vorteil liegt auf beiden Seiten: Den Studierenden ermöglicht die Kombination aus Studium und Beruf den optimalen Einstieg in die Arbeitswelt, und die Unternehmen können die künftigen Fachkräfte gemäß ihrer Betriebsabläufe einarbeiten und im Anschluss unmittelbar einsetzen.
Am 7. September 2020 hatte Michelle Eden ihr industriebegleitendes Studium der Fachrichtung Bauingenieurwesen (Bachelor of Engineering) an der FH Kiel und beim Amt Föhr-Amrum begonnen. Derzeit absolviert die 21-Jährige ihre erste Präsenzphase im Bau- und Planungsamt des Amtes Föhr-Amrum. In einem Interview gewährt sie Einblicke in den Studienalltag und schildert ihre Erfahrungen.
Frau Eden, Sie haben vor gut einem Jahr und damit in der Corona-Zeit ihr Studium aufgenommen. Wie stark hat die Pandemie den Vorlesungs-Alltag beeinflusst?
Zum Glück hatten wir zu Beginn die Gelegenheit, unsere Professoren und Kommilitonen persönlich kennenzulernen. Wir wurden in Gruppen eingeteilt, sodass wir zumindest alle zwei Wochen Präsenzunterricht haben konnten. Mit Verschärfung des Lockdowns im Dezember hat die FH den Unterricht auf komplette Online-Lehre umgestellt. Bis auf ein paar Laborübungen, die unter strengen Regeln vor Ort stattfinden konnten, wurde diese Regelung auch das gesamte zweite Semester über beibehalten.
Ursprünglich war meine erste Praxisphase für Februar geplant, doch durch viele Verschiebungen der Prüfungen fiel diese leider aus. Auch die Prüfungsarten wurden zum Teil geändert. So hatten wir zum Beispiel in einigen Fächern mündliche Online-Prüfungen statt Klausuren. Alle Dozenten waren sehr bemüht, die Vorlesungen diesem Format anzupassen, und bis auf gelegentliche, kleine technische Probleme funktionierte der Unterricht auch gut. Nur der persönliche Austausch geht so natürlich etwas unter.
Besonders in Fächern wie Mathe, wo in Präsenz sicherlich mehr Fragen gestellt werden, hat man einen Unterschied bemerkt. Aktuell plant die FH, ab September wieder Präsenzunterricht anzubieten.
Das Berufsbild ist vielfältig und reicht von statischen Berechnungen für Bauwerke über Projektmanagement und Teamkoordinierung bis zur kreativen Begleitung bei der Umsetzung von Bauvorhaben. Was fasziniert Sie am meisten?
Besonders diese Abwechslung macht für mich den Reiz aus. Es gefällt mir sehr, dass hier viele Projekte von Anfang bis Ende begleitet werden. Es ist toll, dass man jeden einzelnen Schritt mitverfolgen und schlussendlich auch vor Ort sehen kann, was man zuvor am Schreibtisch geplant und berechnet hat.
Sie kommen ursprünglich aus der Nähe von St. Peter-Ording und leben derzeit in Kiel. Warum fiel die Wahl auf das Amt Föhr-Amrum als studienbegleitendes Unternehmen?
Das Hauptargument waren die vielen verschiedenen Aufgaben, die dieses Bauamt bearbeitet. Es gibt nicht viele Praxispartner, in denen der Alltag so abwechslungsreich ist. Außerdem fühle ich mich sehr wohl an der Nordsee und freue mich schon auf die Zeit hier nach dem Studium.
Wie viele Praxisphasen beinhaltet das Studium und wie lange dauern diese jeweils?
Durch den Wegfall der ersten Phase im Winter bleiben jetzt noch sechs Zeiträume übrig, die jeweils mehrere Wochen lang sind. Aktuell bin ich bis Anfang September auf Föhr. Außerdem ist für das fünfte Semester ein Praxissemester vorgesehen, in dem ich ebenfalls die ganze Zeit hier sein werde.
Beschränkt sich die Praxis auf diese Zeiträume oder sind Sie darüber hinaus tageweise auf der Insel?
Eigentlich sieht der Plan der FH vor, dass die dual Studierenden auch während der Vorlesungszeit einen Tag pro Woche im Unternehmen verbringen. Aufgrund der Entfernung ist für mich vereinbart worden, dass ich an diesen Tagen an einem Verwaltungskurs in Kiel teilnehme und nur in der vorlesungsfreien Zeit auf Föhr arbeite.
Wie gestaltet sich der praktische Teil im Bauamt? Durchlaufen Sie mehrere Abteilungen oder arbeiten Sie an einem Projekt?
Da ich noch ganz am Anfang stehe und mich auch noch nicht für eine Spezialisierung entscheiden musste, bekomme ich von den Kolleginnen und Kollegen sowohl Einblicke in den Tief- als auch in den Hochbau. Spätestens in einem Jahr wird die Schwerpunktwahl fallen und nach und nach werde ich an entsprechenden Aufgaben arbeiten können.
Wann steht die Abschlussarbeit an und was planen Sie für die Zukunft?
Wenn alles nach Plan läuft, werde ich 2024 meinen Abschuss machen. Im Anschluss an das Studium werde ich für drei weitere Jahre im Amt arbeiten und hoffentlich auch nach dieser Zeit hierbleiben und bei der Gestaltung der beiden Inseln mithelfen können.
Interview: Peter Schulze
Bild zur Meldung: Michelle Eden.