Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel
Der Herausforderung des Fachkräftemangels in Verwaltung und Wirtschaft auch auf den Inseln zu begegnen, treibt das Amt Föhr-Amrum gemeinsam mit dem Föhr-Amrumer und dem Sylter Unternehmerverband sowie dem Wirtschaftsforum Helgoland unter Mitwirkung der Industrie- und Handelskammer Husum und der Fachhochschule Westküste seit rund drei Jahren die Umsetzung eines digitalen Fachkräfteportals voran. Für dessen Realisierung gab es nun einen besonderen Schub: Digitalisierungsminister und Chef der Staatskanzlei Dirk Schrödter weilte zu einem Kurzbesuch auf Föhr und hatte einen Kooperationsvertrag mit der Landesregierung im Gepäck.
Hintergrund: Das Land anerkennt den Modellcharakter, den das Projekt für Schleswig-Holstein haben kann. Die erarbeiteten Ergebnisse, darunter die Softwareentwicklungen des Projektes, sollen auch anderen Verwaltungen als Open Source-Lösungen zur Verfügung gestellt werden. „Offene Innovation und Kooperation sind elementare Erfolgsfaktoren für eine aktive Wirtschaft und einen erfolgreichen Tourismus“, so Schrödter. „Wir wollen die Verfügbarkeit von Daten verbessern und Verwaltungsprozesse automatisieren, um so den Service unserer Verwaltung zu erhöhen.“
Von den Kosten für das Projekt in Höhe von gut einer Million Euro tragen das Amt Föhr-Amrum und die regionalen Partner rund 860.000 Euro. Diese sollen über Fördermittel und personelles Engagement eingeworben werden. Das Land verpflichtet sich im Gegenzug, einzelne Arbeitspakete mit einer Summe von insgesamt 250.000 Euro bis zum Jahr 2026 zu unterstützen. Diese umfassen unter anderem die Organisation der Steuer- und Arbeitsebenen sowie des Projektmanagements, das Marketing, die Koordination der zentralen Webseite und die Definition von Schnittstellen unter anderem zum Bürgerportal Nordfriesland.
Die Besucher aus Kiel trafen sich mit den regionalen Beteiligten im Sitzungssaal der Amtsverwaltung. Begleitet von regen Diskussionen informierte Amtsdirektor Christian Stemmer über die digitalen Projekte und Ziele des Amtes. So sollen eine zeitgemäße und technologieoffene Verwaltung die Effizienz, Effektivität und Servicequalität verbessern, um einen Mehrwert für Beschäftigte und Bürger zu schaffen. Aktuell stehen Bürgerportal und Dokumentenmanagementsystem sowie die digitale Zeiterfassung für die Mitarbeitenden im Fokus. Weiter nannte Stemmer die Digitalisierung an Schulen und den Breitband-Ausbau.
Dass die Digitalisierung auch für Gewerbetreibende eine enorme Bedeutung hat, wurde ebenfalls deutlich. „Wir arbeiten derzeit mit gefühlten Daten“, sagte Peter-Boy Weber, Geschäftsführer des Vereins Föhr-Amrumer Unternehmer. Eine genauere Erfassung inklusive durch künstliche Intelligenz erzeugten Analysen seien für eine effiziente Personal- und Warenbestandsplanung unverzichtbar. Dass intelligente Systeme und Digitalisierung darüber hinaus im Gesundheits- oder Energiebereich sowie im Tourismussektor eine immer größere Rolle spielen, betont Dirk Schrödter. „Wir und ich sind für innovative Ideen immer offen.“
Weiterer Kooperationsvertrag im Gespräch
Die digitale Verwaltung war ein weiteres Stichwort. Hier ist das Amt Föhr-Amrum mit dem Land über einen weiteren Kooperationsvertrag im Gespräch. Darüber, dass Verwaltungsprozesse bürgerfreundlicher gestaltet, beschleunigt und optimiert werden müssen, war sich die Runde einig. Und dass zusätzliches Personal nicht die Lösung sei, berichtete der Amtsdirektor. Dieses würde „vom Bürokratie-Wahnsinn aufgesogen.“ „Angesichts der Problematik, Stellen adäquat zu besetzen, müssen Vorgänge notfalls auch mit weniger Personal zügig bearbeitet werden können“, sagte Wyks Bürgermeister Uli Hess. Und der Chef der Staatskanzlei verglich die notwendige Automatisierung der Verwaltung mit dem Online-Einkauf: „Anträge bei der Verwaltung müssen einfach in den Warenkorb gelegt werden können“, Gleiches gelte für die Möglichkeiten der Bezahlung.
Im Anschluss stand ein Besuch der Eilun-Feer-Skuul auf dem Programm. Nach der Begrüßung durch den kommissarischen Schulleiter Martin Nickels wurde deutlich, wie engagiert die Lehrkräfte sind. Informatik-Lehrer Sascha Rochhausen demonstrierte, wie Schüler mit der Programmierung einfacher Spiele als Einstieg oder weiterführend dem Umgang mit Robotern mit der Informatik vertraut gemacht werden. Und Technik-Lehrer Dirk Warkus-Thomsen machte anschaulich deutlich, wie sich die Schüler dem Thema im Werkunterricht vom Entwurf eines Werkstückes bis zum 3D-Druck ganz praktisch nähern.
„Es war großartig zu sehen, wie in Verwaltung und Schule an Digitalisierung gearbeitet, diese gelebt wird und wie motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrerinnen und Lehrer sind“, ließ Dirk Schrödter nach seinem Insel-Besuch auf seinem Social-Media-Account wissen.
Positive Bilanz
„Ich bin froh, dass wir den Kooperationsvertrag schnell und unkompliziert auf den Weg bringen konnten, zog auch Amtsdirektor Christian Stemmer am Ende eine positive Bilanz. „Ebenso erfreut mich, dass wir über einen weiteren Kooperationsvertrag im Gespräch sind, der die Digitalisierung der Verwaltung betrifft. Ein weiteres Kernelement, denn die Verwaltung muss mit den erhobenen Daten auch arbeiten können.“
„Dadurch, dass das Land mit Fördergeldern zur Seite steht, werden all jene, die das Jobportal mit viel Engagement auf den Weg gebracht haben, noch einmal gewürdigt“, war auch Stemmers Stellvertreter Uli Hess zufrieden. Einmal mehr sei deutlich geworden, „dass wir in Sachen Digitalisierung noch am Anfang stehen.“ Vielfach könnten aus datenschutzrechtlichen Gründen notwendige Daten nicht erhoben oder Korrelationen nicht hergestellt werden. „Das ist sicher ein langer Prozess. Aber Dirk Schrödter hat angekündigt, dass das Land Schleswig-Holstein diesen beschleunigen möchte.“
Bild zur Meldung: Dirk Schrödter (l.) und Christian Stemmer unterschreiben den Kooperationsvertrag. Foto Peter Schulze